EU-Projekt AWARD H2020 – Herausforderungen beim automatisierten Gütertransport

Auf dem Weg zum automatisierten Gütertransport - Insights zum Projekt AWARD von Digitrans Projektmanager Hannes Watzinger

 
AWARD – steht für: All Weather Autonomous Real Logistics operations and Demonstration. Ziel des Projekts ist es, reale Logistik Anwendungen effizient 24h / 7 Tage die Woche  automatisiert und bei jedem Wetter praxisnah zu erproben. Daraus sollen erste Erfahrungen für die Umsetzbarkeit von automatisierten Gütertransport-Anwendungen gewonnen werden.

In einem der insgesamt 4 AWARD – Use Cases wird die zukunftsträchtige Technologie des automatisierten Gütertransportes auf  öffentlichen Verkehrsabschnitten zwischen den beiden Unternehmen DB Schenker und BRP-Rotax in Oberösterreich getestet und weiter entwickelt. 

 

Insgesamt 29 Projektteilnehmende aus 12 Nationen arbeiten im Projekt AWARD-H2020 zusammen, um einen sicheren und automatisierten Logistikbetrieb bei allen Wetterbedingungen realisieren zu können.

Die Wegstrecke, die der automatisierte e-LKW zurrücklegen soll ist 600m lang und befindet sich auf öffentlichen Verkehrsabschnitten. Sie besteht aus mehreren Kreuzungen, Zufahrten zu Firmengeländen und einer Unterführung. Dadurch ergeben sich eine Vielzahl an komplexen Verkehrsszenarien die der automatisierte LKW bei jeder Wetterlage und auch bei Nacht absolut sicher bewältigen muss. 

Solch ein Projekt ist mit sehr viel Organisationsaufwand verbunden und mit jeder neuen Erkenntnis ergeben sich weitere Herausforderungen bei der Umsetzung des automatisierten Gütertransportes Hub-to-Hub.

Die drei wichtigsten hat Digitrans Projekt Manger Hannes Watzinger hier zusammengefasst.

Automatisierter Gütertransport - AWARD Projektpartner

Hannes Watzinger neben der Karte mit den insgesamt 29 AWARD-Projektpartnern. © DigiTrans GmbH

Herausforderung Nr.1 beim automatisierten Hub-to-Hub Transport: das Wetter

Das Wetter und die Technologie, die damit zurechtkommen muss, ist eine der wesentlichen Herausforderungen im Projekt AWARD H2020. Genauer gesagt sind es die unterschiedlich auftretenden Witterungsbedingungen, wie Regen, Nebel, Schnee oder Reflektionen durch Licht und Sonneneinstrahlung.

Diese behindern nicht nur die Sicht und Reaktionsfähigkeit des Menschen, sondern haben ebenso starken negativen Einfluss auf die Objekterkennung unterschiedlicher Fahrzeugsensoren, wie LiDAR, Radar und Kamerasysteme wie sie in automtisierten Fahrzeugen verbaut sind. 

Die Sensoren und Technologien sind unterschiedlich ausgereift und müssen erst getestet und verbessert werden.

herausforderung regen beim automatisierten Gütertransport

Regentropfen beinträchtigen nicht nur die Sicht des Menschen sondern auch jene der Sensoren in automatisierten Fahrzeugen. © DigiTrans GmbH 

„Wir seitens Digitrans haben uns im letzten Jahr sehr intensiv mit dem Thema Regen und dessen Einfluss auf die Sensoren auseinandergesetzt. Dabei haben wir nach Möglichkeiten geforscht, wie wir möglichst naturgetreuen Regen auf Knopfdruck künstlich erzeugen können. Um effizient testen zu können, muss man die jeweils passenden Regentropfen und die passende Regenintensität reproduzierbar verfügbar haben“, erklärt Hannes Watzinger. 

Das entstandene Know-how wurde dazu genutzt um auf der Teststrecke in St. Valentin, in Niederösterreich eine spezielle Outdoor-Beregnungsanlage zu errichten.

Ende 2022 soll es dort möglich sein, Fahrzeuge und deren Kamera, Radar und LiDAR-Systeme in unterschiedlichen Verkehrsszenarien und bei künstlich erzeugtem Regen reproduzierbar zu testen.

Digitrans Teststrecke Konstruktion Beregnungsanlage

Die Stahlkonstruktion der rund 100m langen und 13m hohen Outdoor Beregnungsanlage auf der Teststrecke in St. Valentin. © DigiTrans GmbH  

Herausforderung Nr.2 beim automatisierten Gütertranport: Schaffung gesetzliche Rahmenbedingungen im öffentlichen Verkehr

Neben dem Wetter sind sicherlich die gesetzlichen Rahmenbedingungen eine der wesentlichen weiteren Herausforderungen. In Österreich dürfen automatisierte Testfahrzeuge unter Einhaltung und Erfüllung strenger und bestimmter gesetzlicher Voraussetzungen auf Strassen mit öffentlichem Verkehr getestet werden.

Diese Vorraussetzungen und Rahmenbedingungen werden in Österreich in der Automatfahr-Verordnung festgehalten und bestimmen wie, wo und wie schnell automatisierte Fahrzeuge auf welchen Straßenabschnitten zu Testzwecken zum Einsatz kommen dürfen. Die Automatfahr-Verordnung ermöglicht aber kein allgemeines Testen, sondern sieht ganz bestimmte Anwendungsfälle vor! Zb.:

  • automatisierter Kleinbus (Beförderung max 15 Personen, max 20km/h)
  • automatisiertes Fahrzeug zur Personen- und Güterbeförderung
    (max 50 bzw 30 km/h; nicht auf Autobahnen oder Schnellstraßen!

Symbolbild – Kraftfahrgesetz 1967 – Praxiskommentar © DigiTrans GmbH 

Bevor das automatisierte Testfahrzeug jedoch im öffentlichen Verkehr erprobt werden darf muss bei der Kontaktstelle automatisierte Mobilität, eingerichtet bei AustriaTech, ein Antrag gestellt werden. Erst danach wird eine zeitlich befristete Bescheinigung zum Testen für einen konkreten Anwendungsfall ausgestellt.

Die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer hat dabei immer höchste Priorität. Deshalb nehmen Sicherheitsfahrer/Operater einen zentralen Bestandteil ein und sind zwingend erforderlich. Sie wissen, wie sie sich in kritischen Situationen zu verhalten haben und wann sie die Steuereung des automatisierten Fahrzeuges übernehmen müssen.

Im Frühjahr 2022 wurde die 2. Novelle der österreichischen Automatfahr-Verordnung veröffentlicht. Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation & Technologie ermöglicht somit das Testen neuer Technologien rund um automatisierte Fahrzeuge in bestimmten Anwendungsfällen. 

Durch die Ergänzungen in dieser Verordnung  ist es nun möglich geworden, dass das automatisierte Fahrzeug in Oberösterreich mit Sicherheitsfahrer oder Sicherheitsfahrerin getestet werden kann. Bis Fahrzeuge auch ohne einem solchen Operator zu Testzwecken unterwegs sein können ist es noch ein weiter Weg, da auch die Freigabeprozesse entwickelt werden müssen. 

Herausforderung Nr.3 beim automatisierten Gütertransport: Effizienz und Sicherheit

Beim automatisierten Hub-to-Hub Transport soll das automatisierte Fahrzeug möglichst unabhängig viele Dinge eigenständig bewältigen können. Gleichzeitig darf die Verkehrssicherheit in keinem Fall beeinträchtigt werden. 

Zudem ist es erforderlich den Verkehrsfluss, der aus automatisierten und nicht automatisierten Verkehrsteilnehmern und Teilnehmerinnen bestehen wird, nicht zu beinträchtigen.

Das Fahrzeug darf also weder zu konservativ noch zu offensiv fahren. Um diese Ziele zu erreichen ist es unabdingbar nicht nur das Fahrzeug neu zu gestalten und mit Sensoren auszustatten, sondern generell vernetzt zu fahren und die umliegende Infrastruktur entlang der 600m langen Strecke mit einzubeziehen.

Skizze Wegverlauf autonomes Transport Shuttle

Ziel ist es, auf dem rund 600m langen Streckenabschnitt einen automatisierten Elektro-LKW in Zukunft auch ohne „Operator“ sicher und wirtschaftlich einsetzen können. © DigiTrans GmbH 

Sämtliche Veränderungen, wie Bodenmarkierungen, Verkehrsschilder, Ampelanlagen, C-ITS (Cooperative Intelligent Transport Systems) bzw. Car2X Kommunikation (car to everything communication) müssen darauf ausgelegt werden, die Verkehrssicherheit zu jeder Zeit maximieren zu können.

Damit wir hier die bestmöglichen Lösungsansätze erarbeiten können, wurde das Land OÖ, die Gemeinde Gunskirchen und die beteiligten Unternehmen BRP-Rotax und DB Schenker Austria miteinbezogen. Ein besonderes Augenmerk wird auch auf die Bedürfnisse der beteiligten Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen, sowie der Anrainer und Anrainerinnen gelegt.

„Es ist wichtig von Beginn an alle Beteiligten mit einzubeziehen. Damit soll gewährleistet werden, dass alle Fragen so bald wie möglich auf den Tisch kommen und ein gemeinsamer Lösungsansatz erarbeitet werden kann“, so Hannes Watzinger

Über das Projekt AWARD – Hub-to-Hub Use Case für den automatisierten Gütertransport

In einem praxisnahen Use-Case wird in Oberösterreich mit den beiden Unternehmen BRP-Rotax und der Spedition DB SCHENKER sowie den Projektpartnern AIT, dem Logistikum der FH OÖ, dem LCM, und der AustriaTech, auf einem öffentlichen Verkehrsabschnitt mit einem automatisierten Transportfahrzeug nach einer alltagstauglichen und witterungsunabhängigen Hub-to-Hub Logistikanwendung geforscht und Erfahrung gesammelt um den automatisierten Gütertransport Realität werden zu lassen. 

Auf einer Strecke von etwa 600 m, wo normalerweise täglich ein herkömmlicher LKW verkehrt, soll bis 2023 ein fahrerloser Elektro-LKW mit Testzulassung zwischen den Unternehmen Hub-to-Hub verkehren – egal, ob es regnet, schneit, sonnig oder nebelig ist. 

Gefördert wird das Projekt durch das Forschungs- und Innovations-programm Horizon 2020 der Europäischen Union unter der Grant Agreement No. 101006817 gefördert.

Der Inhalt dieser Website gibt nur die Meinung des Autors wieder. Weder die Europäische Kommission noch die INEA sind für die Verwendung der darin enthaltenen Informationen verantwortlich.

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